Vadim Derksen, AfD Regensburg: „Wir wollen endlich als Deutsche wahrgenommen werden“
Rund 4,5 Millionen sogenannte Aussiedler leben heute in Deutschland. Sie sind die größte wahlberechtigte Einwanderergruppe in Deutschland. Die meisten von ihnen sind Russlanddeutsche. Früher treu Union gewählt, wandern immer mehr Russlanddeutsche zur AfD ab. Selbst von Ausgrenzung und Vertreibung geprägt sein und nun AfD wählen. Wie passt das zusammen?
BR: Warum gibt es eine Interessensgemeinschaft der Russlanddeutschen in der AfD und warum ist die AfD so interessant für Russlanddeutsche?
Vadim Derksen: Also eine riesengroße Wählerschaft der Russlanddeutschen ist nicht mehr wählen gegangen. Sie ist konservativ geblieben, hat aber gemerkt, wir können da nichts mehr tun, wir können keinen Einfluss auf die Politik nehmen, wir sind machtlos. Egal, was wir ankreuzen, wir können das Konservativste auf dem Blatt auswählen, es tut sich nichts.
BR: Das ist aber doch kein Unterschied zum Rest der Gesellschaft. Politikverdrossenheit, nicht wissen was man wählen soll, dafür muss man nicht Russlanddeutscher sein, oder?
Vadim Derksen: Ich würde schon sagen, dass die bei uns gewissermaßen vielleicht stärker ausgeprägt ist. Dann kommt natürlich der Umkehrschluss, dann sagt die Partei: "Ja, natürlich, dann sind die für uns eben interessant als Wählerschaft."
BR: Ich habe im AfD Grundsatz- und Wahlprogramm nirgendwo das Wort Russlanddeutsche gefunden, aber es steht drin, dass der AfD deutsche Kultur, Sprache und Identität wichtig sind. Vor allem die Russlanddeutschen, die in den 1990er Jahren nach Deutschland gekommen sind, hatten teils enorme Schwierigkeiten, die deutsche Sprache zu lernen. In einigen deutschen Städten, wie Pforzheim oder Augsburg gibt es Stadtteile, die als Klein-Moskau bezeichnet werden. Nennen Sie das integriert?
Vadim Derksen: Freuen wir uns doch, dass wir die Interessensgemeinschaft der Russlanddeutschen haben. Die hat zwei Funktionen. Wir sagen, wir wollen erstens endlich mal als Deutsche wahrgenommen werden, so wie wir sind, mit all unserer Vergangenheit, mit allem, was wir haben. Wir sind teil deutscher Geschichte, auch mit unseren scheinbar kulturfremden Eigenschaften, dass wir russische Bonbons vielleicht noch mögen, dass wir in den russischen Laden zum Einkaufen gehen. Das ist ein ganz natürlicher Prozess, wenn sie hierüber kommen, dass sie gleich versuchen, zueinander zu finden. Man kennt einen, man weiß, wie er tickt. Das ist ganz normal, das ist eine Gruppendynamik, die da entsteht, die ganz natürlich ist. Die kann dann natürlich zu einer gewissen Isolation über Generationen führen, aber bei den Russlanddeutschen hab ich eben genau das bemerkt, dass sie doch sehr schnell wieder sich aufgelöst haben.
BR: Wie passt es für Sie zusammen, wenn die Russlanddeutschen, eine Bevölkerungsgruppe, die in ihrer jüngeren Geschichte selbst von Verfolgung, Vertreibung usw. geprägt ist, eine Partei wie die AfD wählt, die so sehr gegen Flüchtlinge wettert?
Vadim Derksen: Wenn ich einer bin, der weiß, der des Besseren belehrt ist, dass es illegal ist, nach Deutschland zu kommen und dann genau diese Begriffe an den Kopf geworfen bekommt, das ist doch was anderes als wenn ich weiß: Das ist meine Heimat, und die lässt mich nicht rein. Das ist doch ein eklatanter Unterschied. Wir können jetzt Gefühle vergleichen noch und nöcher, aber man muss die Situation vergleichen. […] Wir sind nicht per se gegen Einwanderung. Das sind unsere Themen, weil eklatant Gesetzesbrüche vorgenommen worden sind. Es hat dort kein Recht und Ordnung in diesen Fragen geherrscht, die Regierung selbst hat diese gebrochen. Dagegen sind wir. Und wir als Russlanddeutsche, würde ich jetzt einfach mal sagen, sind ein Volk, das eben diese Unsicherheiten seitens der Regierung oft erlebt hat und einfach die Schnauze voll hat.
BR: Was ist, wenn die Partei irgendwann nicht mehr konservativ genug ist?
Vadim Derksen: Dann erleidet die AfD das gleiche Schicksaal wie die CDU.
BR: Dann würden Sie auch gehen? Vadim Derksen: Ja, ja! Klar.
Freunde und Mitglieder der AfD Baden-Württemberg
Vadim Derksen, AfD Regensburg: „Wir wollen endlich als Deutsche wahrgenommen werden“
Rund 4,5 Millionen sogenannte Aussiedler leben heute in Deutschland. Sie sind die größte wahlberechtigte Einwanderergruppe in Deutschland. Die meisten von ihnen sind Russlanddeutsche. Früher treu Union gewählt, wandern immer mehr Russlanddeutsche zur AfD ab. Selbst von Ausgrenzung und Vertreibung geprägt sein und nun AfD wählen. Wie passt das zusammen?
Vadim Derksen: Also eine riesengroße Wählerschaft der Russlanddeutschen ist nicht mehr wählen gegangen. Sie ist konservativ geblieben, hat aber gemerkt, wir können da nichts mehr tun, wir können keinen Einfluss auf die Politik nehmen, wir sind machtlos. Egal, was wir ankreuzen, wir können das Konservativste auf dem Blatt auswählen, es tut sich nichts.
BR: Das ist aber doch kein Unterschied zum Rest der Gesellschaft. Politikverdrossenheit, nicht wissen was man wählen soll, dafür muss man nicht Russlanddeutscher sein, oder?
Vadim Derksen: Ich würde schon sagen, dass die bei uns gewissermaßen vielleicht stärker ausgeprägt ist. Dann kommt natürlich der Umkehrschluss, dann sagt die Partei: "Ja, natürlich, dann sind die für uns eben interessant als Wählerschaft."
BR: Ich habe im AfD Grundsatz- und Wahlprogramm nirgendwo das Wort Russlanddeutsche gefunden, aber es steht drin, dass der AfD deutsche Kultur, Sprache und Identität wichtig sind. Vor allem die Russlanddeutschen, die in den 1990er Jahren nach Deutschland gekommen sind, hatten teils enorme Schwierigkeiten, die deutsche Sprache zu lernen. In einigen deutschen Städten, wie Pforzheim oder Augsburg gibt es Stadtteile, die als Klein-Moskau bezeichnet werden. Nennen Sie das integriert?
Vadim Derksen: Freuen wir uns doch, dass wir die Interessensgemeinschaft der Russlanddeutschen haben. Die hat zwei Funktionen. Wir sagen, wir wollen erstens endlich mal als Deutsche wahrgenommen werden, so wie wir sind, mit all unserer Vergangenheit, mit allem, was wir haben. Wir sind teil deutscher Geschichte, auch mit unseren scheinbar kulturfremden Eigenschaften, dass wir russische Bonbons vielleicht noch mögen, dass wir in den russischen Laden zum Einkaufen gehen. Das ist ein ganz natürlicher Prozess, wenn sie hierüber kommen, dass sie gleich versuchen, zueinander zu finden. Man kennt einen, man weiß, wie er tickt. Das ist ganz normal, das ist eine Gruppendynamik, die da entsteht, die ganz natürlich ist. Die kann dann natürlich zu einer gewissen Isolation über Generationen führen, aber bei den Russlanddeutschen hab ich eben genau das bemerkt, dass sie doch sehr schnell wieder sich aufgelöst haben.
BR: Wie passt es für Sie zusammen, wenn die Russlanddeutschen, eine Bevölkerungsgruppe, die in ihrer jüngeren Geschichte selbst von Verfolgung, Vertreibung usw. geprägt ist, eine Partei wie die AfD wählt, die so sehr gegen Flüchtlinge wettert?
Vadim Derksen: Wenn ich einer bin, der weiß, der des Besseren belehrt ist, dass es illegal ist, nach Deutschland zu kommen und dann genau diese Begriffe an den Kopf geworfen bekommt, das ist doch was anderes als wenn ich weiß: Das ist meine Heimat, und die lässt mich nicht rein. Das ist doch ein eklatanter Unterschied. Wir können jetzt Gefühle vergleichen noch und nöcher, aber man muss die Situation vergleichen. […] Wir sind nicht per se gegen Einwanderung. Das sind unsere Themen, weil eklatant Gesetzesbrüche vorgenommen worden sind. Es hat dort kein Recht und Ordnung in diesen Fragen geherrscht, die Regierung selbst hat diese gebrochen. Dagegen sind wir. Und wir als Russlanddeutsche, würde ich jetzt einfach mal sagen, sind ein Volk, das eben diese Unsicherheiten seitens der Regierung oft erlebt hat und einfach die Schnauze voll hat.
BR: Was ist, wenn die Partei irgendwann nicht mehr konservativ genug ist?
Vadim Derksen: Dann erleidet die AfD das gleiche Schicksaal wie die CDU.
BR: Dann würden Sie auch gehen?
Vadim Derksen: Ja, ja! Klar.